Begriffsklärung: Nachhaltigkeit (und Kapitalismus)

Mal kurz zu einem Begriff: Nachhaltigkeit. Wie in früheren Beiträgen schon erwähnt, hab ich schon auch gemerkt, dass dieser Begriff ganz ungeniert auch von ausgesprochenen Weltverschlimmerern verwendet wird. Ich lasse mir das Wort davon aber nicht madig machen, denn „Nachhaltigkeit“ ist wirklich ein toller Begriff, der genau beschreibt, was wir anstreben müssen – weil wir, wenn wir es nicht tun, unser Lebenskapital vernichten. Ich habe mal von einer schrecklichen Hungersnot gelesen, ich glaube, auf Madagaskar, da stand in dem Artikel, dass die Menschen aus Verzweiflung ihre Gefäße zum Kochen verkauft haben, um sich noch ein paar Lebensmittel kaufen zu können – aber dadurch anschließend nicht mal mehr selbst kochen konnten, wenn wieder was zu kochen da war. Nicht nachhaltig natürlich, und so ein Handeln ist nur in der allgrößten Verzweiflung nachvollziehbar. Da sind wir aber gar nicht!

Nicht nachhaltig zu wirtschaften bedeutet das sichere Ende – wenn schon nicht für den, der gerade davon profitiert, dann doch eines Tages für die nachkommenden Menschen.

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist auch so toll, weil es nicht weniger, aber auch nicht mehr davon braucht. Natürlich solltest du nicht mehr Holz ernten, als nachwächst (der Begriff kommt ja aus der Forstwirtschaft), aber du musst im Prinzip auch nicht weniger ernten, als nachwächst. Schon klar, nach Jahrzehnten nicht-nachhaltigen Wirtschaftens braucht es jetzt wahrscheinlich mehr Zurückhaltung als eine reine Balance zwischen Nehmen und Geben, aber im Prinzip brauchen wir einfach nur Nachhaltigkeit und nicht mehr – ganz einfach.

Nachhaltiges Leben ist einfach gesunder Menschenverstand. Wer nicht nachhaltiges Leben irgendwie besser findet, wäre einfach nur dumm, wenn ersie die Folgen davon selbst zu spüren bekommen würde, und ist einfach nur rücksichtslos, wenn er „dank“ eine Zeit- und Ortsverschiebung von den Folgen seiner Nicht-Nachhaltigkeit einfach nicht direkt betroffen ist (so wie bei uns auf dem Planeten Erde).

Und in dem Zusammenhang noch was: „Marktwirtschaft“, „Kapitalismus“: Ich kann nicht genau meinen Finger drauf legen (ich bin sicher, das macht ihr in den Kommentaren), aber die Tatsache, dass die Welt mit den Jahren insgesamt nicht besser, sondern schlechter wird, hat irgendwas mit Geld zu tun. Denn: Aus ähnlichen Gründen wie der Nachhaltigkeit (s.o.) macht es doch gar keinen Sinn, die Welt mit Absicht schlechter zu machen, also zu verschmutzen, auszubeuten, Gewalt zu verbreiten, zu zerstören – ES SEI DENN, das ist einzelnen möglich, die von solchem Handeln persönlich mehr profitieren, als dass sie an der Verschlechterung der Welt persönlich leiden.

Das wäre in einer kleinen überschaubaren Kreislaufwirtschaft nicht möglich – da bekäme ich ja sofort die Quittung für mein nicht-nachhaltiges Handeln (ich muss gerade an das Kinderbuch „Der Lorax“ von Dr. Seuss denken…). Aber wenn ich z.B. Smartphones in chinesischen Fabriken unter Arbeitsbedingungen produzieren lassen kann, unter denen ich selbst niemals arbeiten würde, dabei aber im Silicon Valley hocke und im klimatisierten SUV durch die Gegend brause – dann klappt das ganz wunderbar, die Welt schlechter zu machen, während es mir selbst „besser“ geht. „Besser“ setze ich jetzt mal ganz unkommentiert in Anführungsstriche; wenn wir einen Tech-Milliardär in der Klimawandelberatung hatten, können wir vielleicht mehr dazu sagen, ob das ein wirklich besseres Leben ist. Jedenfalls: Können wir verhindern, dass die Welt absichtlich schlechter gemacht wird, wenn man damit Geld verdienen und sich von den negativen Folgen des eigenen Handelns derart distanzieren kann?

Beitragsbild: Intellectual property of DaniMaiz, under CC BY-NC-ND 4.0 License.

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